"Alles sittlich und gesundheitlich"

"Alles sittlich und gesundheitlich"

Das Pleysteiner Terrassenbad genießt bei den Touristen ein hohes Ansehen. Seit 30 Jahren gibt es die Einrichtung mit den phantastischen Blick auf die Stadt mit dem Rosenquarzfelsen. Doch die erste Pleysteiner Schwimmschule datiert aus dem Jahr 1857.

Pluspunkte sind konstante Wassertemperatur im Schwimmerbecken, großzügige Liegewiesen, ausgezeichnete Einrichtungen zur Freizeitgestaltung und ein Team um Bademeister Hubert Rewitzer, das mit persönlichem Einsatz die Freizeitanlage als Aushängeschild für die Stadt Pleystein in optimalem Zustand erhält. Zudem haben vor allem niedrige Eintrittspreise haben die Anlage gerade in den vergangenen Jahren wieder für erfreuliche Besucherzahlen gesorgt.

"Gehobene" Fortsetzung

Doch für Bürger, Touristen und Besucher aus den Nachbargemeinden ist die Einrichtung eigentlich nur die "gehobene" Fortsetzung und Verbesserung des Freibades aus dem Jahr 1935. Damals wurde die Einrichtung eröffnet. 

Und wieder hatten die Pleysteiner eine Besonderheit zu bieten: Es war das erste Freibad im Landkreis Vohenstrauß, aber auch das einzige in der weiteren Umgebung. Die Geschichte dieses Freibades ist lang. Denn schwimmen gehörte zum Zeitpunkt der Eröffnung des Bades längst nicht zum allgemeinen Freizeitsport.

Es war etwas Besonderes, so dass in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Königlich Bayerische Regierung die Anordnung erließ, die Jugend in dieser "Kunst" zu unterrichten. Wer heute trotz Verbotsschild vom Beckenrand mit einem Hechtsprung ins kühle Nass springt, ahnt mit Sicherheit nicht, dass die "Königlichen Hoheiten" in frühester Zeit im Schwimmsport ein großes Problem erkannten.

Sebastian Troßner, ein guter Seelsorger, hatte im Jahr 1867 dem Königlichen Landgericht Vohenstrauß die Mitteilung gemacht, dass er für die Schüler der Pfarrei Pleystein eine Schwimmschule eröffnen wolle. Eine abgelegene, aber sonnige Stelle an der Pfreimd sollte es sein. 

"Weder Sittlichkeit noch Gesundheit sollen Schaden leiden" hatte Kooperator Troßner geschrieben. Damit alles seine "sittliche und gesundheitliche" Richtigkeit hatte, sollte Georg Schirmer als Vorschwimmer zu Einsatz kommen. Schirmer hatte sechs Jahre beim ersten Jägerbataillon gedient und sollte Garant für die Einhaltung aller Vorschriften sein. 

Schwimmen war damals etwas Besonderes, das die Menschen noch in Massen bewegte. Mehr als 1000 Zuschauer, weiß der Chronist, waren anwesend, als beim Weiher an der Straße von Pleystein nach Gröbenstädt zum öffentlichen Abschwimmen aufgerufen worden war. 

Sogar die Blaskapelle Müllner aus Pleystein sorgte für die passende Untermalung des Ereignisses, bei dem mehrere Schwimmer nicht das andere Ufer erreichten und sich an Boote klammerten. Die Entwicklung des Schwimmsportes nahm ihren Lauf, aber nur solange Sebastian Troßner für die "Ertüchtigung der Jugend" verantwortlich war.

Majestätisches Lob

Sogar Seine Majestät ließ ihm großes Lob widerfahren. Aber auch das reichte nicht für die nächsten Jahrzehnte. Nach 1870 und der Versetzung Troßners geriet das Schwimmen zunehmend in Vergessenheit. Doch das Freibad am Fuß des Hohenbergs war für die damalige Zeit eine herausragende Leistung. 

Der Oberpfälzer Waldverein hatte es gebaut und die Stadt eine großzügige Förderung bereitgestellt. Bereits im Jahr 1935 hatte der Initiator, Anton Wurzer, die Bedeutung des Freibades als Grundlage für den Fremdenverkehr erkannt.

Fortbestand fraglich

Damit schloss sich im Jahr 1974 der Kreis mit der Eröffnung des Terrassenbades. Nur hatte vor 30 Jahren kein Kommunalpolitiker finanziell schlechte Zeiten vorhersehen oder erahnen können, die den Fortbestand derartiger kostenträchtiger Einrichtungen in Frage stellen. 

Doch mit Blick auf die frühen Erkenntnisse zur Entwicklung des Fremdenverkehrs wird deutlich, dass Freibäder noch immer ein Anziehungspunkt für Touristen sind. Der Freibadförderverein hat die Aufgabe übernommen mit eigenen Initiativen, möglichst kostengünstig, zum Erhalt der städtischen Einrichtung beizutragen.

Quelle: oberpfalznetz.de / 07.10.2004 / Netzcode: 10623454 / (bey)